Hochreiter Sepp: Was kann künstliche Intelligenz? - ethisches Resümee

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Resümee aus ethischer Sicht

Die Auffassung, dass Tiere nur über Instinkt, Menschen hingegen über Intuition und Intelligenz verfügen, ist vielleicht antiquiert. Nachdem nachgewiesen wurde, dass auch Tiere lernfähig sind und Intelligenz eng mit Lernen und Wissen zu tun hat, wurde auch Tieren Intelligenz zugeschrieben. Niemand bezweifelt, dass der Hund sein Herrl erkennt; mehr noch: man wird heute als Unmensch betrachtet, wenn man einem Hund weniger Intelligenz zugesteht als seinem Herrl. (Scherz am Rande: ein Alien, der Hund und Herrl auf der Straße beobachtet, müsste wohl zum Schluss kommen, dass der Hund das intelligentere Wesen ist, da das Herrl diesem folgt und die Straße von der Hundescheiße reinigt.)

Seit es Computer gibt, wird die Frage untersucht, ob sie intelligent sind, oder die Menschen in ihrer Intelligenz sogar übertreffen können. Der Schachcomputer zählt zu den Pionieren, die die Vorstellung bestärkten, Computerintelligenz sei der menschlichen überlegen. Die KI, seit ChatGPT in aller Munde, führt die „Intelligenz“ sogar in ihrem Namen. Es ist beachtlich, dass der KI-Pionier Hochreiter nicht zum Apologeten oder gar Prediger mutiert, sondern immer auch auf die Grenzen der KI verweist. Die Pointe: die KI versteht sich selbst nicht.

Verstehen bedeutet rational das Wesen einer Sache oder eines Phänomens verstehen aber auch empathisch Verständnis für einzelne Menschen und die Welt als Ganzes mit all ihren Widersprüchlichkeiten - gut und böse, gescheit und dumm, schön und hässlich, spannend und langweilig, usw. - aufbringen. Verstehen ist das Wesensmerkmal von Intelligenz.Vernunft, Verstand (gemäß Kant: praktische Vernunft), Bewusstsein und Selbstbewusstsein, sowie Empathie und Ethik – das sind die Kategorien, die menschliche Intelligenz konstituieren und prinzipiell weit über das hinaus gehen, was KI leisten kann; und ebenso unerreichbar ist für „Intelligenz“ von Tieren (ein Hund, der sein Herrl „versteht“ ist gut trainiert oder gar dressiert, aber nicht empathisch).

Hochreiter bestätigt: „KI-Systeme haben nicht nur Schwierigkeiten, zu abstrahieren und zu planen, es fehlt ihnen vor allem das Weltverständnis, also das Verständnis, wie die soziale oder physikalische Welt funktioniert. Um KI-Systeme leistungsfähiger zu machen, müssen neue Ansätze entwickelt werden, die Abstraktion, Planung und Weltverständnis näher an die menschlichen Fähigkeiten heranführen.“ (52) Die Forderung der KI „Verständnis“ beizubringen, kann nur dann realisiert werden, wenn man „Verständnis“, so wie „Intelligenz“ in KI neu definiert als „KV“ – Künstliches Verständnis.

Hochreiter bringt mehrmals das Beispiel des Schachcomputers. Ein Mensch kann vom Computer lernen, aber er kann nicht mit ihm spielen, denn der Computer kann nur (gnadenlos, lustlos, spaßbefreit) sein Programm exekutieren. Natürlich könnte man einen Schachcomputer programmieren, der nach einem Zufallsprinzip Fehler einbaut. Damit wird das Spiel aber nicht spielerischer oder humaner, sondern lediglich humanoid. Und am ende würde dieser Computer wohl wieder einen Weg finden, seinen künstlichen Fehler „KF“ zu korrigieren.

ethos.at hat in vielen Beiträgen darauf hingewiesen, dass KI immer künstlich, aber nicht immer intelligent ist. Vielleicht sollte man die Aussage noch weiter zuspitzen: KI ist immer künstlich aber nie intelligent (im Sinne der menschlichen Intelligenz). KI kann Informationen sammeln und verarbeiten, schneller und effizienter als der Mensch. Doch KI ist und bleibt KI, sie kann sich nie zur I (zur reinen Intelligenz oder gar zur reinen Vernunft) weiter entwickeln; auch wenn das Transhumanisten anders sehen. Aber das ist ein Thema – das übrigens Sepp Hochreiter in seinem Buch mit keinem Wort erwähnt hat. SIEHE AUCH. Tatyana Leys, Das kleine Buch zum neuen Denken

Tags: KI und AI, LLM, LSTM, DeepSeek, ChatGPT, Transformer