Huber Joseph: Zeitenwende des Geldsystems - Geldpolitik

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3. Geldpolitik (Geldstabilität und Deckung bzw Bürgschaft)

"Die Steuerung der Geldmenge durch vorgegebene Reservepositionen (reserve position doctrine) scheiterte regelmäßig an den monetären Realitäten, noch offenkundiger als die heute im Vordergrund stehende und ebenfalls wenig erfolgreichen Versuche einer Steuerung der Kredit- und Schuldenvolumina bzw. der Geldmengen durch Zentralbankzinsen." (47)

"Je weiter Bargeld und Reserven im Verhältnis zum Bankengeld abgenommen haben, desto schwächer ist die konventionelle Geldpolitik geworden. [...] Was die Reserven angeht, so benötigt der Bankensektor im Euroraum eine Basis an Zentralbankgeld in Höhe von nur 2,5-3% des Bankengelds." (48)

"Mit dem Niedergang des operativ benötigten Zentralbankgelds ist dieses Instrument [der Mindestreserve] weitgehend unwirksam geworden, falls im Rahmen fraktionalen Reservebankging überhaupt jemals eine sonderliche Wirkung davon ausging. [...] Vor diesem Hintergrund hat man die Mindestreserve-Anforderungen in den Ländern des Britisch Commonwealth abgeschafft. In der Eurozone und den USA dagegen wird weiterhin eine Mindestreserve formal aufrechterhalten." (49)

"Die Instabilität und Krisenanfälligkeit des Banken- und Finanzsystems wurde in den zurückliegenden Jahren intensiv untersucht und diskutiert. Ökonomen sind sich selten einig. Dass aber Finanzkrisen ursächlich mit überschießender Kredit- und Schuldenentwicklung zu tun haben, darin ist man sich im Prinzip schon einig. Lange verkannt wurde jedoch, dass hinter der überschießenden Kredit- und Schuldenentwicklung ein außer Kontrolle geratenes Geldsystem steht." (51)

"Nach einer viel zitierten Studie des IWF kam es in der Zeit von 1970 bis 2007 weltweit zu 425 nationalen und internationalen Finanzkrisen - davon 145 systemische Bankenkrisen, 72 Staatsschuldenkrisen und 208 Währungskrisen. [...] Das Nichtwissen bezüglich stabilitätswahrender Grenzen der monetären Absorptionsfähigkeit und finanziellen Tragekapazität einer Wirtschaft ist eine folgenreiche Wissenslücke, nicht zuletzt für die Geldpolitik und Finanzmarktpolitik der Zentralbanken und Regierungen." (69)

"Bankengeld als para-staatliches Fiatgeld [...] zu sichern, ist ein vergebliches Unterfangen. [...] Die verbreitete Annahme, das Bankengeld befinde sich unter Kontrolle und Führung der Zentralbanken, hat etwas Tragikomisches. Wird doch das heutige Giraldgeldregime maßgeblich von den Banken bestimmt." (76)

"Die Geldpolitik der zurückliegenden Jahrzehnte hat einfach die Geldnachfrage bedient, welche die Banken an sie richten, [...] Diese Art einseitig erfüllender Geldmengenpolitik im Rahmen fraktionalen Reservebankings wurde 'akkomodierend' genannt. Akkomodierende Geldpolitik ist die unausgesprochene Grundregel der Geldpolitik der zurückliegenden Jahrzehnte nach Fallenlassen des Monetarismus. Ein ehemaliger Nationalbankpräsident sagte einmal in entwaffnender Ehrlichkeit, wenn es kein dominantes Bankgengeldregime mehr gäbe, sondern ein Vollgeldregime, in dem Zentralbankgeld das alleinige oder dominante Geld wäre, wüsste er gar nicht, was er da geldpolitisch überhaupt tun solle." (177)