Huber Joseph: Zeitenwende des Geldsystems - Geldmarkt

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2. Geldmarkt (Währungen, Banken, Schattenbanken)

Die Hemisphären der Finanzwirtschaft sind BIP-Finanzen und Nicht-BIP-Finanzen: "Geld, das nicht in die Realwirtschaft fließt, ist realwirtschaftlich nicht mengen- und preiswirksam, hat also keine direkten Auswirkungen auf die realwirtschaftliche Inflation der Erzeuger- und Verbraucherpreise. Geld, das in die Finanzwirtschaft fließt, beeinflusst die Vermögenspreis sowie die Mengenausweitung von Finanzmarkt-Angeboten, die sog. Assetinflation. Sicherlich ist ein Teil des Geldmengenzuwachses in die Verbraucherpreisinflation (VPI) geflossen. Soweit es sich aber um Beiträge zur Finanzierung des realwirtschaftlichen Wachstums gehandelt hat, sind diese im Zuwachs des nominalen BIP bereits abgebildet. Das BIP-überschießende Wachstum der Geldmengen diente folglich der Ausweitung der Nicht-BIP-Finanzen. Diese wirken assetinflationär, nicht aber verbraucherpreisinflationär. Dies ist die andere Seite der Globalisierung - Finanzialisierung i.S. einer massiven BIP-überpropartionalen Ausweitung er Nicht-BIP-Finanzen." (58)

Das gabler-bankenlexikon.de definiert Finanzialisierung als "tatsächliche oder empfundene Tendenz eines (kapitalistischen) Systems hin zu einer zunehmenden Bedeutung bzw. Dominanz des Finanzsektors gegenüber anderen Bereichen dieses Systems (engl. Financialisation)". Und auch für Schattenbanken findet sich in dem Lexikon eine Definition: "Schattenbanken bezeichnen Akteure auf Finanzmärkten, die bankähnliche Funktionen wahrnehmen, aber nicht der gesetzlich kodifizierten Definition einer Bank entsprechen und somit auch nicht der Regulierung für Kreditinstitute unterliegen."

Dieser Hinweis soll an der Stelle genügen, da Nicht-Ökonomen aus der Alltagssprache ableiten könnten, dass Schattenbanken kriminelle Organisationen seien. Der Autor Wolfgang Freisleben schreibt 2017 den Begriff "Schattenbanken" (in "Das Amerika-Syndikat") noch durchwegs in Anführungszeichen. Fünf Jahre später (Joseph Huber, 2022) war der Begriff offenbar bereits anerkannt und das Phänomen institutionalisiert. Ob durch die Eigendynamik der Wirtschaftswissenschaften oder durch die faktische Macht der Schattenbanken, bleibt dahingestellt.

Die Asset-Inflation (Inflation strukturierter Finanzprodukte) wird vorwiegend von den Schattenbanken und deren Finanzprodukte vorangetrieben. Überangebot an Geld und Fremdkapital führt zu immer niedrigeren Zinsen und diese wiederum "zu einem immer ausgedehnteren Angebot an Geld und Kapital. Das eine geht mit dem anderen Hand in Hand, und es speist zunächst Finanzialisierung und Assetinflation in Form von sich übersteigernden Finanzzyklen (Aktien, Derivate, Immobilien), daneben und später verstärkt auch realwirtschaftliche Inflation." (53)