2025.07.08 Digital bezahlen?

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+ AK Pressegespräch am 08. Juli 2025 um 10:00 Uhr

AK Medienraum im Bürogebäude Plößlgasse, 6. Stock

1040 Wien, Plößlgasse 2

+ Digitalisierung im Geldbörsel – was Österreicher:innen vom digitalen Zahlen halten

+ AK befragte 1.000 Personen, was sie über das digitale Zahlen denken und welche Probleme sie haben

(Ankündigung der Arbeiterkammer Wien) Die Mehrheit der Österreicher:innen wickelt zumindest manchmal Zahlungen online ab. Wer zahlt lieber bar, wer online? Gibt es negative Erfahrungen mit Online-Überweisungen oder verlustreichen Phishing-Attacken? Wie gehen Konsument:innen mit Schäden um, die durch Phishing oder fehlgeleitete Online-Überweisungen verursacht werden? Wer trägt die Schäden – Banken oder Konsument:innen? Was halten die Österreicher:innen vom digitalen Euro? Die AK hat 1.000 Personen zwischen 15 und 70plus Jahren zu ihrem Zahlungsverhalten, ihren Erfahrungen und der Sicherheit befragt. Die Ergebnisse und Forderungen präsentieren bei einem Pressegespräch

Gabriele Zgubic, Leiterin Konsument:innenpolitik, AK Wien

Christian Prantner, Abteilung Konsument:innenpolitik, AK Wien

Interessenten können das Pressegespräch auch via Livestream unter wien.arbeiterkammer.at/digitales-bezahlen mitverfolgen. Fragen richten Sie bitte via E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.


Digital zahlen: Bequem, einfach, riskant

(Presseinfo der AK als pdf mit Grafiken)

Plastikkarte, Klarna, PayPal & Co. – das Bezahlen übers Internet oder per Smartphone wird immer selbstverständlicher. Doch der digitale Zahlungsverkehr ist alles andere als sicher. Eine aktuelle AK Befragung unter 1.000 Österreicher:innen zwischen 15 und 70plus Jahren zeigt: Zwar nutzen neun von zehn Österreicher:innen fast regelmäßig Online-Banking, aber nur rund jede:r Zweite hat bereits online einen Bank- oder Versicherungsvertrag abgeschlossen.

Mit Online-Überweisungen hatte fast jede:r Fünfte ernste Probleme

Alarmierend: Mit Online-Überweisungen hatte schon fast jede:r Fünfte (vor allem Jüngere) ernste Probleme. Das bedeutet hochgerechnet: Rund 1,4 Millionen Österreicher:innen haben schon schlechte Erfahrungen gemacht. Die häufigsten Pannen: fehlgeleitete Überweisungen, Betrug und Phishing. Drei von vier Befragten verloren dabei bis zu 600 Euro! 22 Prozent bekamen keinen Cent zurück.

„Die Jungen sind digital unterwegs, die Älteren bleiben lieber beim Gewohnten und setzen auf Sicherheit. Unsere Befragung zeigt: Zahlen im Netz oder digital ist für die meisten normal, aber nicht alles läuft rund! Die Menschen wollen und brauchen Schutz. Banken und Zahlungsdienstleister sollen Sicherheitslücken schließen und für echte Wahlfreiheit zwischen digitalen und analogen Zahlungsmethoden sorgen“, verlangen die AK Konsument:innenschützer.

Fehlüberweisungen, Phishing, Betrug – Wenn das Geld futsch ist …

Laut AK Befragung hatten 18 Prozent der Österreicher:innen schon einmal Probleme mit Online-Überweisungen, meist Jüngere (15 bis 29). Hochgerechnet bedeutet das: Rund 1,4 Millionen Österreicher:innen machten bereits schlechte Erfahrungen damit. Meist ging es dabei um fehlerhafte Überweisungen, versuchten Betrug, Phishing und zu hoch berechnete Spesen.

Wenn es schiefgeht – wer hilft?

Drei Viertel der Befragten hatten einen Schaden von bis zu 600 Euro. Erster Adressat war für zwei von drei Befragten ihre Hausbank, jede:r Sechste wandte sich an außergerichtliche Schlichtungs- oder Ombudsstellen (17 Prozent), zwölf Prozent machten eine Anzeige bei der Polizei, jede:r Zehnte war bei einer Konsumentenschutzstelle.

Schadensreklamation mit bitterem Beigeschmack

Nur in jedem dritten Fall sprang die Bank voll ein und übernahm den gesamten Schaden, jede:r Vierte bekam nur einen Teil ersetzt, und satte 22 Prozent schauten zur Gänze durch die Finger.

„Diese Zahlen belegen die Erfahrungen, die wir auch in der AK Beratung mit Phishing registrieren: Die Banken lehnen sehr häufig ab, den Schaden zu übernehmen. Ein wesentliches Fazit lautet, dass die derzeitigen gesetzlichen Haftungsbestimmungen unzureichend sind“, kritisieren die AK Konsument:innenschützer. „Da wundert es nicht, dass laut unserer Befragung rund die Hälfte der Österreicher:innen, die kaum Online-Zahlungen nutzen, dies für zu riskant oder zu kompliziert halten.“

Unsere Forderungen

1. Wahlfreiheit – Bar oder digital

Konsument:innen müssen frei wählen können, ob sie bar oder digital zahlen. Jedoch wird die Wahlfreiheit durch hohe Spesen getrübt. So sind etwa Bareinzahlungen mittels Zahlschein immer teurer. Auch Bankspesen für Bankomatbehebungen können je nach Girokontomodell erheblich sein.

2. Einfacher Zugang zu Bargeld

Geldautomaten dürfen nicht aussterben. Sie müssen kostenlos und gut erreichbar sein, auch am Land. Dafür müssen die Banken sorgen. Es braucht eine gute flächendeckende Infrastruktur für gebührenfreie Geldautomaten.

3. Phishing stoppen – Banken und Zahlungsdienstleister mehr in die Pflicht

Mobilfunkunternehmen sollen mit technischer Hilfe Fake-SMS rausfiltern und abfangen. Phishing-SMS und E-Mails sollen erst gar nicht zugestellt werden. Wichtig: Anbieter müssen das Telekommunikationsgeheimnis wahren. Denkbar ist etwa, verdächtige Links mit bekannten Betrugslinks abzugleichen. Dadurch kann festgestellt werden, ob eine SMS betrügerisch ist oder nicht. Möglich wäre auch eine Datenbank von sicheren Absendern zu schaffen und e-Sims nicht ohne Identitätsnachweis auszustellen, damit Betrüger:innen nicht Online-Banking-Authentifizierung völlig ahnungsloser Opfer auf ein Fremdgerät umleiten können.

Opfer von Phishing bleiben meist auf den Kosten sitzen, weil sich Banken mit dem Argument, der/die Kunde/Kundin hätte „grob fahrlässig“ gehandelt, aus der Verantwortung stehlen. Die AK verlangt von Banken mehr Investitionen in die digitale Sicherheit, vor allem ein wirksameres Transaktionsmonitoring, damit es beim Betrugsversuch bleibt. Das könnte viel verhindern. Programme, die verdächtige Zahlungstransaktionen anzeigen, müssen wirksamer gestaltet werden. Die Haftung für eine missbräuchliche Transaktion soll dann automatisch auf die Bank übergehen, wenn sie kein oder ein unzureichendes Transaktionsmonitoring vorgenommen hat.

4. Faire Preise im Zahlungsverkehr

Viele Entgelte im Zahlungsverkehr bei Neuverträgen sind teils stark gestiegen. Wer Bankgeschäfte selbst erledigt, muss oft dafür zahlen – statt günstigerer Preise, drehen die Banken die Gebührenschraube nach oben. Das darf nicht sein! Bei Rückbuchungen von Überweisungen verlangen Banken immer wieder hohe Spesen. Grundsätzlich dürfen die Rückbuchungen laut Gesetz selbst nichts kosten. Daran sollen sich die Banken halten.

5. Euro in bar oder digital mit klaren Regeln

Die EU-Kommission hat 2023 einen Verordnungsentwurf mit einem Rechtsrahmen für den Euro als Bargeld sowie Rechtsgrundlagen für einen digitalen Euro vorgelegt. Der digitale Euro darf keine Hintertür zur Bargeldabschaffung sein. Beim digitalen Euro muss ein hohes Datenschutzniveau sichergestellt sein. Er muss einfach zugänglich, online sowie offline verfügbar, kostenlos und barrierefrei sein.

Tags: Geldsystem, Betrug, Bezahlung, Onlinebanking, Bargeld, Überweisung, Phishing