Krieg billger als Frieden?
30. November 2025 - Bert Ehgartner via FB:
In den Medien werden uns alle möglichen Motive vermittelt, warum der von den USA betriebene Friedensplan zwischen Russland und der Ukraine schlecht und ungerecht ist. Es sei eine Frechheit, dass die Ukraine ihr Militär auf 600.000 Mann reduzieren muss, hieß es. Da stünden sie ja vollständig wehrlos da. Die Sicherheitsgarantien für die Ukraine seien nicht abschreckend genug. Die Anerkennung der Gebietsverluste seien ein Freibrief für die weitere Aggression Russlands. Als nächstes wären die baltischen Staaten dran, etc. etc.
Russland ist diesen Argumenten mit dem Angebot begegnet, man könne jederzeit zwischen Europa und Russland einen Nichtangriffspakt abschließen. Putin hat mehrfach betont, dass Russland keinerlei Absicht hat, ein Land der EU anzugreifen. Warum also nimmt man dieses Angebot nicht an?
Dem wird entgegnet, mit Russland könne man keine Verträge schließen, weil Russland sie ja nicht einhält.
Stellt sich also die Frage, welche Verträge Russland gebrochen haben soll? Da bleibt die Argumentation vage.
Die Minsker Verträge wurden in erster Linie durch die ukrainische Regierung gebrochen, und diese steht auch dazu, weil sie den Inhalt nie akzeptiert hat. Sowohl Merkel als auch Macron fügten hinzu, das Brimborium um die Minsker Verträge sei vor allem dazu gedacht gewesen,der Ukraine Zeit für Aufrüstung zu geben.
Die Argumentation der EU-Vertreter steht also auf tönernen Beinen und ist wenig glaubwürdig.
Näher kommt man der Wahrheit, wenn man sich das Szenario ansieht, das Europa erwartet, wenn ein Friedensvertrag abgeschlossen wird, der in etwa den 28 Punkten entspricht, die kürzlich durch die Medien gegangen sind.
Vor einigen Tagen erschien eine prominent publizierte Norwegische Studie ('Corisk Report' Series No. 12/25). Sie argumentiert, dass ein derartiger Friedensschluss Europa wesentlich teurer zu stehen kommen würde, als die Fortsetzung des Krieges mit dem Ziel eines ukrainischen Sieges.
Europa müsste demnach für den Fall eines Friedensschlusses mit Kosten von 1,2 bis 1,6 Billionen Euro rechnen. Die Folgen wären nämlich massive Flüchtlingsströme (6–11 Millionen Menschen, Kosten: 524–952 Milliarden Euro), höhere NATO-Verteidigungsausgaben und die wirtschaftliche Destabilisierung in der Ukraine, die laufend Unterstützung bräuchte. Zumal die USA angekündigt haben, sich hier nicht zu beteiligen.
Wenn Europa die Ukraine hingegen wesentlich massiver unterstützt und tatsächlich ein ukrainischer Sieg erreicht würde, entstünden nur Kosten von 522 bis 838 Milliarden Euro, also etwa die Hälfte des ersten Szenarios. Dafür müsste man den Ukrainern 1.500–2.500 Panzer, 2.000–3.000 Artilleriesysteme sowie bis zu 8 Millionen Drohnen schicken. Der Sieg würde eine geringere Flüchtlingsbelastung garantieren. Die Konfiszierung eingefrorener russischer Vermögenswerte könnten die Kosten nochmal um bis zu 50 % senken. Soweit der grandiose Plan der Norweger, der in Politik- und Militärkreisen der EU tatsächlich gut ankommt und als "fundierte Policy-Empfehlung" gewertet wird.
Das Problem ist, dass der erste Teil der Prognose ja sehr realistisch ist. Die Ukraine ist bereits jetzt ein failed State. Wenn in wenigen Monaten das Geld komplett ausgeht und Polizisten, Soldaten, Lehrer, Beamte etc. nicht mehr bezahlt werden können, steht tatsächlich ein Massenansturm auf Europa bevor. Dazu käme der komplette politische Absturz der politischen Parteien, die diesen Krieg unterstützt haben.
Und deshalb werfen sich viele Politiker auf die zweite Option, die absurde Hoffnung, dass die Ukraine mit gigantischen Waffenlieferungen vielleicht doch das Ruder herumreißt und den Krieg gewinnt.
Dass sich Russland sicher nicht freiwillig zurück zieht und daraus ein Atomkrieg entstehen würde, ist dabei allerdings sehr wahrscheinlich. Die EU-Granden haben demnach die Wahl zwischen Pest und Cholera. Und hier liegt der eigentliche Hund begraben, warum sie keinen Frieden wollen.
Ergänzung HTH ad Vertragstreue:
1. Hat RU einen Tag lang die Gaslieferverträge nicht eingehalten, oder hat die EU die Gaslieferung "sanktioniert". Ein Wort, das ich übrigens nie verstanden habe, denn den Sanktus des Volkes hatten die EU-Apparatschiki sicher nicht, die europäische Wirtschaft bis hin zu den einzelnen Haushalten zu schädigen.
2. RU als Nachfolger der SU hat nach 1990 der ÖKB (Österr. Kontrollbank) angeboten, alle alten SU-Kredite vorzeitig zurück zu zahlen. Die ÖKB wollte das Angebot nicht annehmen und hat den möglichen Zinsausfall beklagt. Konsequenz: RU hat die Schulden "abestottert". Am 8. September 2006 meldete die OeKB: „Russland hat … den Rest seiner Staatsschulden … in Höhe von rund 1,25 Milliarden Euro … vorzeitig zurückbezahlt“. Damit seien „alle Umschuldungen aus der Zeit der ehemaligen UdSSR gegenüber Österreich beglichen“.
Daniele Ganser via FB am 2.12.2025
Eine Abfolge von Korruptionsskandalen erschüttert derzeit die Ukraine und die Regierung von Präsident Selenskyj. Millionen Euros und Dollars wurden gestohlen. Einige Geldgeber aus den USA und Europa sind verärgert, weil das Steuergelder aus Deutschland, den USA und anderen Ländern sind. «Durch den Korruptionsskandal ist viel Vertrauen in die Regierung und in den Präsidenten verloren gegangen», kommentiert SRF. Die ukrainische Antikorruptionsbüro NABU hat ein "kriminelles System" aufgedeckt, das nach eigenen Angaben zur Veruntreuung von 100 Millionen Dollar in der Ukraine geführt hat, berichtet ARD. Am 12. November musste der ukrainische Justizminister wegen Korruption zurücktreten. Dann folgte am 28. November 2025 der noch grössere Skandal: Andrej Jermak musste nach der Durchsuchung seines Büros und seiner Wohnung wegen Korruptionsverdachts zurücktreten. Um 5:30 Uhr morgens hatten die Behörden Jermaks Wohnung im Regierungsviertel gestürmt. Kurz darauf erklärte er seinen Rücktritt. Jermak war hinter Selensky der zweitmächtigste Mann des Landes und Leiter des Präsidialamtes. Selensky liess Jermak fallen und verkündete in einem Video: „Andrej Jermak, der Leiter des Büros, ist zurückgetreten. Ich bin Andrej dankbar, dass er die Position der Ukraine im Verhandlungsprozess stets korrekt vertreten hat.» Jermak war Insidern zufolge die „graue Eminenz der ukrainischen Politik“. Jermak leitete die ukrainische Delegation bei den Verhandlungen mit den USA. Der Guardian beschrieb Jermak früher so: „Die Bedeutung Jermaks für das ukrainische politische System kann man kaum überschätzen. Er erfüllt für Selensky mehrere Funktionen: Er ist sein engster Berater, sichert die innenpolitische Stabilität, kontrolliert den Zugang zu Selensky, dient als Hauptansprechpartner für ausländische Politiker und ist Chefunterhändler für die Friedensverhandlungen. Jermak ist ein so einflussreicher Beamter, dass Kenner des Präsidialamtes seine Beziehung zu Selensky als symbiotisch beschreiben.“ Jetzt hat Selenskyj Jermak entlassen. Ein Ende des Korruptionsskandals in der Ukraine ist weiterhin nicht in Sicht.
