Pflegenotstand: Insider berichten

Linz, 17. August 2023 - Renate Pühringer via facebook,  Seit 31 Jahren arbeite ich in der Pflege.

Als Krankenpflege-Schülerin und junge Diplom-Pflegekraft habe ich um 3.30 Uhr die ersten Patient:innen aufgeweckt, um die "zu waschen", wie es früher hieß. Nix mit Ressourcen wahren, Aktivierung, Rücksicht auf Schlafbedürfnis, Patient:innenrechten, ...

Gott sei Dank hat die Pflege das geschafft, diese völlig überholten, menschenverachtenden Strukturen und Gepflogenheiten zu ändern. Das war ein harter Weg von Pflege-Pionier:innen, die aufgestanden sind gegen unmenschliche Vorgaben. Die zunehmende Professionalisierung der Pflege hat sich in so vielfältiger Weise positiv auf die Patient:innen ausgewirkt!

Jetzt aber geht es wieder "abwärts".

Pflege anno dazumal

Der drückende Personalmangel, die viel zu häufigen Krankenhauseinweisungen, die zusammenbrechende Versorgung extramural (mobile Dienste etc.), ... all das führt dazu, dass immer weniger auf die Patient:innen eingegangen werden kann. Und wer nicht im Krankenhaus ist, wird wegen Ressourcenmangel weniger mobile Pflege erhalten, als nötig wäre und es werden pflegende Angehörige systematisch ausgepresst, bis sie einfach nicht mehr können.

Die Zustände wie vor 31 Jahren rücken wieder näher.

Ein wirksames Bemühen der Politik, hier einzugreifen, kann ich weder als Pflegeperson noch als (zum zweiten Mal) pflegende Angehörige erkennen.

Es wird herumgepfuscht und -dilettiert, das es einem graust.

Interessant für die Bevölkerung:

Bei Gesprächen betreffend die PFLEGEsituation in Österreich wird die PFLEGE nach wie vor nicht mit an den Tisch geholt, obwohl es so viele Expertinnen und Experten in der Pflege gibt.

Was man tun kann? -> Stellt Eure Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Landeshauptleute, Minister und Bundeskanzler zur Rede. Uns Pflegepersonen hören die ja beharrlich und seit Jahrzehnten nicht zu.

Claudia Spreng kommentiert: Oh daran kann ich mich auch erinnern. 2 oder 3 mussten immer daran glauben. Ich durfte sie dann allerdings wieder, bereits gewaschen, ins Bett legen. Und wenn das nicht passiert ist, dann wurde der Tagdienst richtig sauer , weil er soviel Arbeit hat. Denn ich hab, wenn sie geschlafen haben, nur die Einlage frisch gemacht. Ich hab mich nämlich geweigert, jemanden aus seinem Schlaf zu reißen. Das bescherte mir nicht nur 1x heftige Diskussionen.

Manfred Pawlik kommeniert: Ich bin seit ca. 30 Jahren pflegender Angehöriger, wenn ich die Politik drüber reden höre, gehe ich davon aus, dass die auf einem andern Stern leben.