Flatscher Alfons: Amerika ist anders

Neuerscheinung Oktober 2023Amerika ist anders: Buch bestellen (jotform.com)

Report-Herausgeber Alfons Flatscher beschreibt in seinem neuen Buch mit dem Titel "Amerika ist anders" seine Erfahrungen, die er in mehr als zehn Jahren als USA-Korrespondent des Report-Verlages gemacht hat. Das Buch ist ein gemenisames Projekt mit seiner Tochter Alina, die Layout und Grafik-Illustrationen beigesteuert hat.

Mit seinen Lebens- und Berufserfahrung erlaubt Flatscher Einblicke hinter die Kulissen des amerikanischen "Mindset", ein Begriff, der in den Ohren eines Österreichers "typisch amerikanisch" klingt. Was alles "typisch amerikanisch" ist, erzählt Flatscher in 62 amüsanten Kurzgeschichten und errichtet damit eine sehr persönliche transatlantischen Brücke.

Flatscher: "Die Amerikaner wollen von einem Europäer wissen, was sich am alten Kontinent tut und sie geben offen zu, dass sie selbst nicht einen blassen Schimmer haben, wie die Welt jenseits des Altantik so tickt. Manchmal habe ich den Verdacht, es interessiert sie auch nicht wirklich, weil sich in ihnen das Konzept des musealen Europas gefestigt hat: Europa ist der Flecken Erde, den man bereist, wenn man sich anschaun will, woher man kommt. Es ist die Vergangenheit. In einem Land das manisch besessen ist von der gestaltbaren Zukunft, ist die Strahlkraft des Historischen begrenzt.

Die Europäer hingegen kennen die USA, behaupten sie zumindest. Schließlich sind sie mit US-Filmen und Fernsehserien aufgewachsen. Diese vermeintliche Nähe gibt ihnen auch das Recht zu kritisieren und das tun sie mit Leidenschaft. Sie haben uns die Wirtschaftskrise eingebrockt, die Amis, sie führen permanent Krieg und außerdem sind sie ignorant und können Austria und Australia nicht auseinander halten, sagen ausgerechnet jene, die mit Sicherheit Kentucky nicht auf der Landkarte ausmachen können."

AUSZUG Kapitel 5 Saudi Amerika

Billige Energie hilft den Amerikanern aus der Krise und führt zu Projekten, über die ein Europäer nur staunen kann. Die Heizsaison beginnt und Rob, der Installateur aus New Jersey, wendet sich wieder seinem Brot-und-Butter-Geschäft zu: Er wartet Gasheizungen. In den vergangenen Monaten hatte er sich ganz anderen Projekten gewidmet. »Ich habe in vielen Häusern Erdgasgeneratoren zur Stromerzeugung eingebaut. Es ist billiger, den eigenen Strom zu erzeugen, als ihn zuzukaufen«, erklärt Rob – und ich kann es nicht glauben. Kaum bin ich wieder daheim, krame ich die eigene Stromrechnung heraus. Schließlich bin ich ein alter Sparefroh und über#lege mir, ob ich meine Kosten senken kann. Ich bin gelernter Österreicher und daher aufs Kostensenken fixiert, wie die neue, alte Bundesregierung. Ich rechne nach: Im Juli und August haben wir in unserem Vier-Personen-Haushalt 1345 kWh verbraucht und dafür 147,95 USD gezahlt. Das sind elf Dollar-Cent oder umgerechnet acht Euro Cent pro kWh. Gemessen an europäischen Verhältnissen ist das ein Bettel.

Die e-Control zu Wien veröffentlicht auf ihrer Webseite den Europäischen Energiepreisindex und dem entnehme ich: Auf dem alten Kontinent kostet die Kilowattstunde mindestens 20,33 Euro-Cent. Beim Strom ist mir der deutliche Unterschied zwischen Europa und USA erst jetzt aufgefallen. Ich schau mir zu selten die Stromrechnung im Detail an, aber jetzt – Rob sei Dank – weiß ich, dass ich nicht nur an der Tankstelle Grund zur Freude habe. egal wie teuer der Treibstoff in den USA ist, das Herz des europäischen Sparefrohs lacht bei je#dem Tanken.

Aber Robs Rätsel ist immer noch nicht gelöst: Strom aus Erdgas, im eigenen Generator erzeugt, soll billiger sein als zugekaufter? Das zu entschlüsseln, bringt mich rasch an kulturelle und mathematische Grenzen. Warum haben sich die Amerikaner nicht konsequent von der britischen Krone losgesagt? Der Gasverbrauch wird immer noch in »British Thermal Units« (BTU) oder kurz »therms« gemessen. »A BTU is the amount of heat required to raise one pound of water (approximately a pint) one degree Fahrenheit … «

Ich versuche, mir das so vorzustellen: Wenn ich mir beim Iren ein Krügl be#stelle, kriege ich ein Pint. Wenn ich dann noch so lange warte, bis das Guinness um ein Grad wärmer ist, dann hat die British Thermal Unit zugeschlagen. Selbstverständlich reden wir von einem Grad Fahrenheit und nicht Celsius, aber das ist eine andere Geschichte, die nur Wikipedia und ein guter Taschen#rechner klären kann. Langer Rede kurzer Sinn: Im Juli und August hat unser Haushalt 38 therms an Gas verbraucht und dafür sagenhafte 20,52 USD oder 15,27 Euro gezahlt.

Rob hat mir die Augen geöffnet. Wer hier tatsächlich auf Gasgeneratoren zur Stromerzeugung umstellt, von dem kann man das Sparen lernen. Vielleicht sollte ihn die österreichische Bundesregierung als Berater beschäftigen.

Ergänzung 13. Oktober 2023: Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur; "die aktuellen Gaspreise in Europa sind viermal so hoch wie in den USA und dreimal so hoch wie in China. Die erste Herausforderung wird sein, diesen Kostennachteil für die Schwerindustrie in Europa zu überwinden, sei es durch Subventionen, steuerliche Maßnahmen oder andere kreative Lösungen. In Europa sind in dem Bereich an die zehn Millionen Menschen beschäftigt. Wenn die Regierungen jetzt nicht die richtigen Entscheidungen treffen, werden viele dieser Industrien verschwinden bzw. Produktionen in die USA oder den Mittleren Osten verlagern – in Regionen, wo Energie deutlich billiger ist." (Quelle. DerStandard.at 11.10.23)

Siehe auch Beiträge von Alfons Flatscher auf ethos.at

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