ORF Public Value 2025

Der ORF leistet sich zur regelmäßigen Selbstbestätigung seiner Unfehlbarkeit die Abteilung „Public Value“ mit den Aufgaben Qualitätssicherung, Medienqualität, Dialogforum, Nachrichten in Einfacher Sprache und Next Generation. Alle Details dazu finden sich auf zukunft.orf.atorf.at

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Die neueste Public Value „Studie“ beschäftigt sich mit Armut.

ORF-O-Ton: Gemeinsam mit Fachleuten aus dem Medien-Bereich wird das ORF-Programm regelmäßig untersucht. Die aktuelle ORF-Studie beschäftigt sich mit dem Thema Armut. Larissa Krainer von der Universität in Klagenfurt und Josef Seethaler von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften haben die Studie gemacht.

Armuts-Betroffene fühlen sich oft von der Gesellschaft und Medien ausgeschlossen. Oft ziehen sich Armuts-Betroffene aus der Öffentlichkeit zurück, weil sie sich nicht verstanden fühlen. Das hat auch mit der Darstellung von Armut in den Medien zu tun.

Heute wird Armut häufig als Einzel-Schicksal und als Schuld von den Betroffenen dargestellt. Zum Beispiel wenn Sendungen die Betroffenen als faule Menschen darstellen. Armut soll auch als Problem der Gesellschaft dargestellt werden und nicht als die Schuld von Einzelnen.

Außerdem wird meistens nur zu besonderen Anlässen über Armut berichtet, zum Beispiel zu Weihnachten. Es soll mehr Berichte über Armut, mit Betroffenen als Experten in eigener Sache geben. Allein-Erziehende, ältere Menschen und Menschen mit geringen Deutsch-Kenntnissen, sind in Österreich besonders von Armut betroffen. Sie nehmen weniger am öffentlichen Leben teil und nutzen weniger Nachrichten-Angebote. Das ist schlecht für die Demokratie. Denn nur wer Informationen versteht, kann sich eine freie Meinung bilden und eigenständig wählen.

Befragung von Armuts-Betroffenen

Für die Studie wurden Armuts-Betroffene zu den ORF-Angeboten befragt. Laut Befragung leistet der ORF oft gute Arbeit. Bei der Befragung wurden aber auch Verbesserungs-Wünsche genannt:

- Es soll mehr Berichte aus der Sicht von Armuts-Betroffenen geben.

- Betroffene wünschen sich mehr respektvolle Unterhaltungs-Sendungen zu Armut und Ausgrenzung.

- Die Befragten sagen: Informations-Sendungen sind häufig unverständlich, weil die Sprache zu schwierig ist und viele Fremdwörter verwendet werden.

- Sie wünschen sich deshalb mehr ORF-Angebote in Einfacher Sprache.

Ein weiteres Ergebnis von der Studie ist, dass der ORF mehr Angebote in sozialen Medien anbieten soll. Außerdem wünschen sich die Befragten mehr Informationen zur Nutzung von Medien, zum Beispiel wie man Fake News erkennt. Die Ergebnisse der Studie werden jetzt vom Team der Schulungs-Abteilung im ORF unterrichtet.

ethos.at: Jeder, der selbst denken kann, versteht aufgrund dieser Zusammenfassung, dass diese „Studie“ – so wie jede Public Value Studie bisher – exakt die Ergebnisse geliefert hat, die der ORF bestellt hat. Es gibt immer noch genug Menschen in Österreich, die selbst denken, sogar wenn sie an oder unter der Armutsgrenze leben. Dass man den Armen (Neudeutsch „Armuts-Betroffenen“) pauschal unterstellt, dass Armut blöd macht, ist eine Unverschämtheit! („Sie wünschen sich deshalb mehr ORF-Angebote in Einfacher Sprache.“) Die Vertreter dieses primitiven Klischees haben offensichtlich übersehen, dass viele Künstler, Autoren, Musiker und andere „neue Selbstständige“ (siehe Definition WKO) an oder unter der Armutsgrenze leben.

Der ORF-Bericht „über Armut als Herausforderung“ (science.orf.at 31.10.2025) liefert immerhin die altbekannten Fakten: „17 Prozent der Bevölkerung sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. In Österreich sind dies über 1,5 Millionen Menschen.“

Die Studienautoren haben dazu „Fokusgruppen-Gespräche und Leitfadeninterviews mit Betroffenen und Vertreter:innen zahlreicher zivilgesellschaftlicher Organisationen und Einrichtungen in Bildung und Wissenschaft mit drei Hauptthemen durchgeführt:

- zum Informationsangebot des ORF;

- zur Repräsentationsebene, also der Konstruktion von Armut und soziale Ausgrenzung in den diversen Programmangeboten;

- zur Ebene der partizipativen Einbindung der Betroffenen in die Programmgestaltung.“

ethos.at: Die Frage, ob man die armutsgefährdeten Österreicher von der Haushaltsabgabe befreien und wie das möglichst unbürokratisch geschehen könnte, wurde offenbar nicht gestellt. Naturgemäß, würde Thomas Bernhard sagen.

Vor Weihnachten läuft im ORF wieder die Spenden-Aktion „Licht ins Dunkel“, eine Sozial-Lokomotive, die den Ärmsten unseres Landes helfen soll. Wie üblich sammeln auch heuer wieder Staatskünstler und sonstige „prominente Gäste“ in der Gala für die Hascherl, die durch den sozialen Rost gefallen sind. Die Frage, warum der ORF nicht armutsgefährdeten Künstlern, Autoren, Musikern, die bislang noch nie im ORF aufgetreten sind, bei der Licht-ins-Dunkel-Gala eine Bühne bietet, bleibt auch dieses Jahr unbeantwortet. Naturgemäß, weil sie gar nicht gestellt wurde.

Sapere aude!

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Qualität hat zuweilen auch einen Namen. Jedes Jahr werden rund 100 ORF-Mitarbeiter:innen bzw. -Produktionen für ihre journalistische und künstlerische Arbeit ausgezeichnet. Der aktuelle Public-Value- Bericht präsentiert eine Auswahl der Preisträger:innen und hat Wissenschafter:innen um einen Public-Value-Check gebeten. Woran lässt sich Medienqualität erkennen? Wie wird dadurch der öffentlich-rechtliche Auftrag erfüllt? Und nicht zuletzt: Wem nützt der ORF und wie? Zahlreiche Interviews geben Antworten; Zahlen, Daten und Fakten belegen die Leistung des ORF 2024.

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Was bedeutet eigentlich Public Value?

Zu den entscheidenden Distinktionsmerkmalen [Anm: einfache Sprache!] öffentlich-rechtlicher Medien gegenüber kommerziellen Anbietern gehört ihre Gemeinwohlorientierung, ihr Public Value. Ihre Ziele sind eben nicht die Maximierung der Gewinne einzelner, sondern Werte, die den demokratischen, sozialen und kulturellen Zusammenhalt der Gesellschaft stützen. Für den Erdenker des Begriffs, Mark Moore, ist Public Value mit dem öffentlichen Wesen der Public Value erzeugenden Institution verbunden. Was bedeutet Public Value für den ORF?

Tags: ORF, ORF-Gebühr, ORF-Gesetz, Bevorzugung des ORF, ÖRR , Public Value